Donnerstag, 1. Mai 2008

once upon a time...

Wie ist sie eigentlich ausgegangen, die Geschichte des Rattenfängers? Du bist ihm gefolgt, bist ihm willenlos nachgelaufen und dann in einem Tal gelandet, das dir fremder nicht hätte sein können. Da war Bambi, das in der Zeitung las. Da war ein Bauer, der seine Felder mit Kartoffelchips goss. Und da war eine Frau, die Seifenblasen schnarchte.

Und du? Du hast dich neben Bambi an einen Fels gelehnt und dir dein Horoskop vorlesen lassen.

Mittlerweile ist in dem Tal der Abend angebrochen. Die blaue Sonne hat sich umgedreht und aus ihrem Rucksack ist der rote Mond geklettert. Die Sterne wandern langsam die Berge herunter und legen sich auf die Wiesen. Sie leuchten wie ein Meer aus Teelichtern und aus ihren flackernden Schatten steigen die kleinen Bewohner des Tales. Auf ihren fahrradähnlichen Fortbewegungsmitteln radeln die kleinen Männchen und Frauchen dem Abend entgegen. In Scharen rasen sie zwischen den Sternen entlang, die Felsen rauf, die Hügel runter, schlagen Haken und liefern sich spannende Rennen. Einmal musst du schnell zur Seite springen, um nicht von ihnen über den Haufen gefahren zu werden. Doch Zeit, dich von dem Schrecken zu erholen, hast du nicht, denn schon siehst du ein weiteres Dutzend dieser kleinen Wesen auf dich zu rasen. Und in der nächsten Sekunde klammerst du dich an Bambis Hals fest. Bambi, nicht sonderlich erfreut, lässt dich aber gnädig gewähren. Dann ist es plötzlich ganz still. GRATULATION: Du hast deinen ersten Kontakt mit den Gründlingen relativ unbeschadet überlebt. Darauf darfst du dir mit Verlaub etwas einbilden, denn nur die Wenigsten kommen ohne größere Blessuren davon. Mit den Gründlingen ist das nämlich so eine Sache. Sie, die Putzer und Sammler des Tales, nehmen ihre Aufgabe zuweilen etwas zu ernst. Mit ihren Fahrzeugen ( die sehen aus wie ganz normale Fahrräder, nur dass da, wo sonst das Hinterrad ist, ein großes Rad mit Rechen und Sieben ist. Damit gründeln sie den Boden ab und finde so manch interessantes verlorenes Etwas. Die sammeln sie dann und verscherbeln sie bei ebay. Ein enorm gutes Geschäft. - Also guck nach, ob du noch alles hast bevor du das Tal wieder verlässt!) also, mit ihren "Gründelrädern" grasen sie Abend für Abend das ganze Tal ab. Mit gesenktem Kopf flitzen sie an Sonnenblumen und Beeten vorbei - manchmal leider auch durch- und gründeln was das Zeug hält. Da sie aber nur nach unten gucken, kann es eben schon mal passieren, dass sie Ortsfremde wie dich einfach über den Haufen gründeln. Das hat nichts mit dir persönlich zu tun, so sind sie halt. Also sei gewarnt: Wenn die Sterne sich hinlegen, solltest du dir ein sicheres Plätzchen suchen. Nun ist es also schon spät geworden. Auch Bambi hat sich auf seinen Baum verzogen. Der Bauer hat vor knapp einer Stunde das wässern eingestellt und die alte Frau hat sich einen neuen Schlafplatz gesucht. Du beschließt also, kurz vorm Schlafen noch einen Spaziergang durch das Tal zu machen. Gute Idee, interessanter Einfall. Kennst du dich denn hier aus? Den richtigen Weg zu finden erweist sich in einem Tal wie diesem weitaus schwieriger, als du vermuten magst. Aber geh nur, geh. Erst ein paar Meter geradeaus. An der lila Sonnenblume vorbei und über die Brücke. Ab, durch den Blütentunnel. Jetzt dreh dich dreimal im Kreis und gehe fünf Schritte rückwärts nach links. Vorsicht, stolpere nicht über den Steinigel (Stei-nigel, nicht zu verwechseln mit dem Stein-igel. Sie sehen sich zwar unglaublich ähnlich, aber wer schon mal von ihnen gebissen wurde, wird sich den Unterschied bis ans Ende seiner Tage merken! Obacht also!). Jetzt musst du nur noch über die Wolfsklippe springen und du hast es geschafft. Also los. Nimm Anlauf. Und.... SPRING! - Eine saubere Landung. Direkt im Abendbrot von Frau Tuppertiel. Aber mach dir keine Sorgen, Frau Tuppertiel ist eine Seele von Mensch. Sie wird dich in den Arm nehmen und dich umsorgen und dich knuddeln und knuddeln und knuddeln... - Ich werde dich hier abholen. In ein paar Tagen. Mach es dir gemütlich. Ein paar Tage können lang sein....

Musik: Scala - "J'ai demandé à la lune"


Zitat: "Und am Ende vom Tag sind wir einen Tag älter. So war's immer. So bleibt's. Das ist unser Geschick."

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